und was wir darunter verstehen...
Der Begriff Nachhaltigkeit ist die Schlampe des Marketings geworden. Als Worthülse tanzt Sie mittlerweile auf jeder Hochzeit und verliert laufend an Schlagkraft und Bedeutung. Es gibt weder einen Konsens über die Semantik noch ist es ein geschützter Begriff oder eine Zertifizierung im Zusammenhang mit Produkten und Dienstleistungen.
Da wir im Projekt-Tilla ebenfalls mit der Leitlinie der «Nachhaltigkeit» die Fahne schwingen sehen wir uns in der Verantwortung zu definieren was wir damit meinen. Auch uns fällt es schwer eine genaue Definition zu geben. Daher drehen wir den Ansatz um und definieren was «nicht nachhaltig» ist.
In allen Dienstleistungen und Produkten stecken Arbeit, Energie und Ressourcen. Spagetti aus dem Migros, ein Sofa von Ikea, ein Flug nach New York -alles benötigt natürliche Ressourcen, die irgendwo wachsen oder abgebaut werden müssen, Energie für die Verarbeitung und den Transport sowie eine Arbeitsdienstleistung von Menschen, welche die Produkte designen, verarbeiten, verkaufen, supporten, etc. Die Arbeitskraft wird vermehrt automatisiert was wiederum Energie und Ressourcen benötigt aber die ist ein anderes Thema.
Was aus unserer Sicht «nicht nachhaltig» ist, ist wenn ...
- die Ressourcen schneller abgebaut werden als Sie ersetzt werden
- die Arbeitskraft sich mit dem Lohn einer Vollzeitstelle den Lebensunterhalt nicht finanzieren kann
- die Menschen und Tierrechte nicht eingehalten werden
- Emissionen und Schadstoffe verursacht werden, die nicht kompensiert oder abgebaut werden
- die Ressourcen nicht in einem Kreislauf sind, resp. nicht wiederverwendet werden können
Du hast Dich sicher auch schon gefragt, wie es möglich ist, dass…
- ein Transatlantik Flug nur 200 CHF kostet.
- Holz aus Sibirien im Baumarkt für wenige Franken zu bekommen ist.
- der Apfel aus Neuseeland ein paar Rappen Wert ist.
- Mode aus Asien für einen Fünfliber zu haben ist.
In all diesen Produkten steckt Arbeit, Energie und Ressourcen. Die Arbeitskräfte leben jedoch oft in Armut, Emissionen und Schadstoffe werden freigesetzt und die Ressourcen sind oft nicht erneuerbar. Mit Sozialprojekten, Spendengeldern, NGO’s und Entwicklungsarbeit versuchen wir anschliessend der Armut, Umweltverschmutzung und Verstoss der Mensch- sowie Tierrechten entgegen zu wirken. Dies bedeutet, dass wir heute Produkte und Dienstleistungen beziehen können, wofür die «Gesellschaft» einen weiteren Teil der Kosten tragen muss! Das ist «nicht nachhaltig.»
«Die heutige liberale Wirtschaft gibt uns die Freiheit zu entscheiden, dass das Gemein einen Teil von meinem privaten Konsum mitbezahlen muss.» Wir bezahlen mit dem billigen Flugticket, dem Kleiderschnäppchen, den Einwegmöbeln, und dem Fiji Wasser nicht den Preis für unseren Konsum! Und eigentlich wissen wir dies auch.
Im Projekt Tilla sehen wir die Nachhaltigkeit darin, dass wir alle Produkte und Dienstleistungen nach unseren Möglichkeiten anschauen und wir uns dabei die Fragen stellen:
- Was für Arbeit, Ressourcen und Energie steckt in diesem Produkt?
- Setzten sich die Produzenten mit diesen Themen auseinander und engagieren sich aktiv für faire Arbeitsbedingungen und eine lebenswerte Umwelt?
- Würde ich zu diesen Arbeitsbedingungen arbeiten und die Emissionen der Produktion in meiner Umgebung haben wollen?
- Welche Alternativen stehen uns zur Verfügung?
- Brauche ich dies wirklich?
In diesem Kontext bedeutet für uns «Nachhaltigkeit»: Nur Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen, welche einen effektiven Anwendungszweck haben und den effektiven Preis für Arbeit, Energie und Ressourcen einrechnen. Kurzfristig werden wir für diesen Anspruch mehr Geld bezahlen müssen, aus unserer Sicht ist dies jedoch der einzige Preis, der unsere langfristigen gesellschaftlichen Herausforderungen befriedigen kann.