Bereits zwei Monate sind seit dem Einzug in die Tilla vergangen. Ein Umzug direkt in die Energieautarkie, das heisst wir haben keinen externen Stromanschluss und müssen alle Energie direkt vor Ort erzeugen und nutzen! Durch die vielen Verspätungen beim Liefertermin hatten wir bereits etwas Sorgen, direkt in die kalten Tage zu starten ohne Erfahrungen sammeln zu können mit der Tilla. Der überdurchschnittlich warme Herbst hat uns jedoch sanft empfangen und wir waren erstaunt, dass wir im Herbst noch Energie im Überfluss haben. An einem kühlen Herbsttag, bei 12° C und einigen Wolken, ist unsere Batterie bereits am Mittag vollgeladen und die Überschüsse erhitzen den Boiler und Wärmepuffer, warmes Duschen und eine Raumtemperatur von 20° Celsius stehen uns ohne weitere Anstrengungen zur Verfügung und dies alles ausschliesslich durch Sonneneinstrahlung an einem seichten Herbsttag, cool!
Das Duscherlebnis war zu Beginn noch nicht prickelnd, das Wasser kam nur lauwarm daher, komisch da der Boiler 50° anzeigt. Der Boiler ist im Doppelboden eingelassen und nur von Aussen mit etwas Aufwand zugänglich, da brauchte es schon einen kühleren Tag oder das murren von Amelie, um die Motivation zu sammeln, um diesem Thema nachzugehen. Et voila, der Verbrühschutz war so tief eingestellt, dass das heisse Duschwasser immer mit kaltem Wasser gemischt wurde. Mit einer Anpassung ist das Duschen nun ein Vergnügen auch für 10 Minuten.
Die gleiche Erfahrung machen wir bei der Heizung wie auch bei der Stromerzeugung. Die Tilla ist ein kleiner Organismus und will verstanden werden. Wer autark lebt und die Dienstleistung vom Heizungstechniker und den Energie Werken selbst übernimmt wird lernen müssen diese Systeme zu verstehen. Nach zwei Monaten haben wir bereits gelernt die Heizung zu entlüften und zu befüllen, die Heizungspumpen zu programmieren und die Energiekreisläufe optimal zu nutzen. Wir haben somit einen gewissen Mehraufwand im Alltag, dafür das System nun voll im Griff und bei uns fallen ja keine Nebenkosten an.
Der Strom reicht uns bisher völlig aus. Die ersten Erfahrungen von trüben und regnerischen Tagen haben uns ebenfalls gezeigt, dass wir sogar an diesen Tagen Energie erzeugen können. Nach 5 Tagen im Nebel haben wir die Batterie bisher zu maximal 50% entladen. Wir gehen aktuell davon aus, dass wir gut eine Woche auskommen ohne jegliche Sonneneinstrahlung. Die Stromproduktion und der Verbrauch können wir jederzeit und in Echtzeit auf einer App anschauen, somit können wir auch jederzeit unser Verhalten der aktuellen Situation anpassen. Noch 2 Wochen bis zur Sonnenwende, dem «kürzesten» Tag des Jahres!
Wir sind fasziniert wie bereits die kurze Erfahrung einem die Energiekreisläufe bewusst machen kann und wie man ein Verständnis für die Funktionalität für die Systeme bekommt, die wir sonst als selbstverständlich ansehen.
Mit den ersten Frosttagen haben wir den wassergeführten Holzofen in Betrieb genommen. Durch den Holzofen fliesst der Heiz-Wasserkreis und wir dort erhitzt, das warme Wasser wird anschliessend in die Radiatoren gepumpt oder im Puffer gespeichert. Die Raumtemperatur bleibt somit für lange Zeit stabil und ausgeglichen. Wir können somit nicht einfach die gewünschte Raumtemperatur einstellen, sondern müssen jeweils einfeuern. Bei Abwesenheit von mehr als einem Tag kühlt sich der ganze Wohnraum, bei den kalten Aussentemperaturen, auf ca. 10° ab und es bedarf dann wieder einige Stunden um die «Zimmertemperatur» zu erhalten. Ein grosser Nachteil bisher ist das der Kamineffekt beim ausgekühlten Ofen sehr schlecht funktioniert und somit beim ersten anfeuern viel Rauch nicht durch den Kamin abzieht, sondern in den Raum kommt. Sobald der Ofen jedoch warm und die Tilla belebt ist herrscht ein heimeliges Raumklima und die Wärme bleibt durch den Pufferspeicher und die gute Aussendämmung für lange enthalten.
Dier ersten Zwei Monate in der Energie Autarkie waren also durchweg positiv. Wir haben genügend Strom, ein warmes und angenehmes Raumklima, können heiss Duschen und hatten bisher keine Ausfälle. Den Mehraufwand nehmen wir dabei gerne auf uns. Den detaillierten Energieverbrauch werden wir nach dem Winter berechnen und zu schauen wo wir im Vergleich zur 2000 Watt Gesellschaft stehen. Bis dahin freuen wir uns auf einen weissen Winter und geniessen das Leben in der «tiny villa»