Vor einem Jahr ist unsere tiny villa zu uns in die Au gezogen. Wow, was seitdem alles passiert ist. Unsere Tilla ist nicht nur Zuhause sondern auch ein wahres Experimentfeld. Wir haben uns viele Fragen gestellt und können heute nach einem Jahr bereits auf die Meisten Antworten geben.

  1. Wohnraum, der in sich geschlossen funktioniert

Können wir das ganze Jahr energieautark leben? Unsere langfristigen Energieziele heute erfüllen? Einen geschlossenen Wasserkreislauf aktivieren?

Das erste Jahr haben wir auch in dunklen und kalten Zeiten komfortabel gelebt. Wir mussten weder in der Stromversorgung ein Limit setzen noch frieren in kalten Winternächten.

Unser Energieverbrauch liegt gut unter dem 2000 Watt Standard, ist erneuerbar und lediglich fürs Kochen mit Gas erzeugen wir noch einen minimalen Anteil CO2. Mit einem neu entwickelten bepflanzten Abwasserfilter können wir auch unser Abwasser direkt vor Ort und ökologisch aufbereiten und sogar die Nährstoffe aus unseren Ausscheidungen wiederverwenden.

Was uns überrascht hat, wir haben wieder einen echten Bezug zu den Ressourcen  bekommen. Ich seh in Echtzeit, wieviel Strom und Wärme ich gerade zur Verfügung habe und wieviel der Wasserkocher und der Kühlschrank benötigt. Ich habe also wieder ein Gefühl für den Organsimus Wohnraum bekommen und kann meine Bedürfnisse den Verfügbaren Ressourcen anpassen.

Unser Fazit: Unsere langfristigen Energieziele könnten wir also problemlos heute schon umsetzen. All diese Systeme sind nicht auf ein «tiny house» limitiert, sondern können in allen möglichen Wohnformen zum tragen kommen. Was es dazu braucht ist vorallem ein  grundsätzliches Umdenken unseres Wohnraumes und der politischen Strukturen.

 

  1. Wohnraum neu denken

4 Zimmerwohnung mit Keller und Estrich für alles Hab und Gut das ich nie brauche? Wieviel Platz benötige ich und wofür? Und was bedeutet Komfort und Verzicht? Was kann ich lernen, wenn ich mein Wohnraum selber unterhalte?

Wir haben gelernt, dass wir als Familie auf kleinstem Raum ein angenehmes Leben führen können. Die Tilla hat uns neues Handwerk gelernt und wieder zum selber machen animiert!

Wir sind häufig von Journalisten gefragt worden wie wir damit umgehen dass wir auf soviel verzichten. Auf diese Frage kam meist die Gegenfrage von uns: wo verzichten wir? Wenn Komfort im Leben gleichgesetzt wird mit Konsum sind wir tatsächlich Minimalisten. Aber wenn wir uns ansehen wie viel Zeit, Freiheit und Flexibilität dadurch in unser Leben kommt, leben wir im absoluten Luxus. Ich hatte nicht einmal in dem Jahr, dass Gefühl auf etwas verzichtet zu haben.

Zehn Minuten von der Tilla entfernt haben wir in einer Gemeinschaft mit 8 weiteren Mitlebenden ein weiteres Zuhause. Denn soziale Nachhaltigkeit ist für uns unverzichtbar. Ein Leben ohne Gemeinschaftsräume, geteilte Güter und vor allem Sozialkontakt für uns nicht mehr langfristig lebenswert.

 

Fazit: Wir möchten Wohnen neu denken. Weniger in Räumen und mehr in Bedürfnissen. Welche Funktionen soll unser Wohnraum uns bieten, was brauchen wir wirklich für unsere Zufriedenheit und wie setzten wir das gemeinschaftlich um. Mit diesen Fragen starten wir in ein zweites Forschungsjahr.

 

  1. Wohnraum, der andere und sich bewegt

 

Können wir einen Wohnraum gestalten, welcher sich mit unserer Lebenssituation bewegen kann? Können wir das nachhaltig gestalten ohne Land besitzen und Böden versiegeln zu müssen?

Wir konnten aufzeigen, dass wir Bauland mit einer Mobilie zwischennutzen können, ohne einen negativen Impact auf das Grundstück oder Ökosystem zu hinterlassen. Eine Mobilie kann im Vergleich zu einer Immobilie den Standort wechseln und bietet ein neues Denken für Wohnen. Ob sich unsere Tilla dauerhaft unserer Lebenssituation anpassen kann werden wir erst über die Jahre sicher sagen können.

Fazit: Die Gesetzgebung kennt heute keine eigene Handhabung für Mobilien und der bürokratische Aufwand ist daher hoch. Aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Perspektive konnten wir jedoch gute Gründe aufzeigen, welche einen Anspruch für solche Wohnformen rechtfertigen.

 

  1. Wohnraum der bezahlbar und gefragt ist

Wieviel kostet eine energieautarke Mobilie? Haben wir noch Nebenkosten und ist ein solcher Wohnraum gefragt?

Als Pioniere haben wir einen steinigeren Weg, der auch immer wieder mit Kosten verbunden ist. Im Vergleich zu einem Einfamilienhaus ist der Investitionsaufwand jedoch massiv kleiner. Das Land muss nicht gekauft werden und wir verursachen auch keine Kosten für zukünftige Generationen da wir ja unsere Kreisläufe bereits nachhaltig schliessen.

über 200 Besuchern haben uns in der Tilla bereits besucht und sich mit uns über Wohnraum auszutauschen. Fast jeder Besuchstag umfasst eine Diversität aus unserer Gesellschaft vom Student bis zum Rentner. Es geht dabei nicht primär um das Tiny House sondern um die Möglichkeit selber Wohnraum mitgestalten zu können und dies möglichst ökologisch und sozial nachhaltig. Wohnraum ist in der Schweiz kaum noch bezahlbar und dabei verschwinden auch die Möglichkeiten diesen mitzugestalten. Das «tiny house» und Modulare Lösungen sind daher für viele in einem Budget das dem eigenen Handlungsspielraum wieder entspricht.

Fazit: Mobilien ermöglichen einem sowohl flexiblen als auch finanziell neuen Handlungsspielraum, jedoch steckt die energieautarke Mobilie noch im Pionierstadium und überfordert in seiner Neuheit noch oft Gesellschaft und das Schweizer Behördentum.

Auf zum Living Lab

Die energieautarke Mobilie ist ein Modell der Zukunft. Persönlich durften wir erleben, wie es sich anfühlt eine Idee in eine Wirklichkeit zu verwandeln. Wir haben erfahren, dass wir als Individuen die Möglichkeit haben, wieder Architekten unseres Lebens zu werden und neue Wege zu gehen.

Zeit für einen nächsten grossen Schritt auf unserer Forschungsreise. Wir suchen eine Crew, die im Zusammenleben gemeinsam mit uns forschen möchte für eine soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit unseres Lebensraums und wie wir uns als Crew in der Selbstorganisation und unserem Handlungsspielraum ermächtigen können. Wenn du dich gerufen fühlst, findest du auf der Webseite mehr Infos.

Unterstütze das Projekt. Damit sich der Zeitgeist der Wohnformen wandelt benötigen wir dringen mehr Man&Fraupower und finanzielle Mittel. Werde Vereinsmitglied oder hilf uns mit deinem finanziellen Engagement…

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